Trinkwasserverunreinigung @ Stockerau

Während ich an diesem Beitrag tippe kämpfe ich gegen eine weitere Auswirkung des Donauhochwassers, die Gelsen. Wie, von Experten angedroht (angekündigt passt meiner Meinung nach hier weniger), sind die sogenannten Hochwassergelsen geschlüpft.

Der eigentliche Grund für meinen Beitrag ist jedoch ein ganz anderer. Seit 21. Juni ist die Aufforderung zum Wasserabkochen in der Stadt Stockerau aufgehoben worden. Die Stadtgemeinde veröffentlichte gegen 12:00 Uhr diese Mitteilung auf der Homepage.

Die „Empfehlung“ das Wasser abzukochen wurde nur für das Stadtgebiet aufgehoben, die Gemeinden welche ebenfalls Wasser aus der Stadt beziehen müssen (zum Zeitpunkt der Blogbeitragserstellung) die Messergebnisse in deren Wasserversorgungsanlagen abwarten.

Kurz vor der Veröffentlichung wurde bereits in einigen Facebookpostings davon berichtet. Aufgrund des fehlenden social media Auftritts der Stadt, war wieder einmal die FB Site zu Hause in Stockerau die Anlaufstelle für die FB Community.

Trinkwasser Meldung von zu Hause

Selektive Wahrnehmung

Unser Gehirn ist in der Lage bekannte Muster wieder zu erkennen, neue Informationen vergleicht unser Gehirn umgehend mit bereits erlebten Situationen um die Information einordnen zu können. Dieser Effekt hilft unserem Gehirn mit der Fülle an Informationen umzugehen.

Man spricht auch davon das ein Mensch auf ein „Muster“ fixiert ist. Dadurch werden manche andere Informationen mit selber Priorität nur noch schlecht bzw. gar nicht mehr erkannt. Das Gehirn nimmt nur jene Informationen wahr, welche es glaubt zu erkennen. Den Effekt kann man mit einer Brille vergleichen welche nur gewisse Farben durchlässt.

Die selektive Wahrnehmung erklärt meiner Meinung nach die aktuelle Stimmung bzgl. der Informationspolitik in der Stadt Stockerau.

Ein wenig Chronologie

Mit diesem Blogpost möchte ich an meinen Beitrag bzgl. der Auswirkung des Hochwassers in Stockerau anknüpfen, daher lasse ich den Beginn der Krise einmal aus.

Vergangen Dienstag wurde in der NÖN ein, meiner Meinung nach, sehr interessanter Artikel bzgl. der aktuellen Situation in Stockerau veröffentlicht. Das erste, für mich als Stockerauer eher bedenkliche, war die Tatsache das erst am 11. Juni eine Wasserprobe durch die AGES gezogen wurde, das zweite Interessante war meiner Meinung die Aussage das die Stadt alles Mögliche getan hat um die Bevölkerung zu informieren.

Die Hochwasserwoche 03. – 09.06. war österreichweit von den Auswirkungen der Fluten und Informationen vom steigenden Grundwasserpegel zu lesen. In der darauffolgenden Woche wurden wir aufgefordert Wasser abzukochen. Rechtzeitig vor dem zweiten Wochenende ohne Trinkwasser wurde die Warnung um 12:00 Uhr – durch eine Meldung auf der Homepage – aufgehoben.

Zivilschutz geht uns alle an und fängt beim Bürger an

Sicherlich mag die Überschrift in der aktuellen Situation ein wenig provokant klingen, aber sie stimmt meiner Meinung nach. Eigenvorsorge ist das um und auf in Krisensituationen. Dies beginnt meiner Meinung nach bei der Auswahl des Bauplatzes, in einem Hochwasserabflussbereich zu bauen bzw. hinzuziehen und danach die Politik dafür verantwortlich zu machen ist meiner Meinung nach zu wenig. Weiters sollte man, für den Fall das die öffentliche Trinkwasserversorgung ausfällt, eine gewisse Zeit mit Trinkwasser eingedeckt sein. Diese und weitere Maßnahmen sind auf den einschlägigen Zivilschutzseiten veröffentlicht bzw. werden im Zuge von Ausbildungs- und Informationsveranstaltungen immer wieder gepredigt. Wer von den Lesern ist auf einen Stromausfall > 2 Tage vorbereitet?

Ich möchte hier gar nicht anfangen Gesetze und Normen, in welchen gefordert ist die Abnehmer des Wassers zu informieren, zu zitieren. Ich möchte mit diesem Blogposting eher darauf aufmerksam machen, dass eine Risiko- und Krisenkommunikation unerlässlich ist. Wobei ich sicherlich ein paar Themen der Trinkwassernotversorgungsrichtline erwähnen werde 😉

Laut Artikel der NÖN kann man nicht alle Bürger erreichen -> sollte dies jedoch nicht das oberste Ziel sein? Es hat einen eigenartigen Beigeschmack, wenn ein Artikel auf der Homepage am Montag veröffentlicht wird und am Dienstag noe.orf.at davon berichtet und am Mittwoch (teilw. erst am Donnerstag) die Bürger mittels Flugzettel informiert werden. Genau an diese Stelle möchte ich an den Absatz bzgl. der selektiven Wahrnehmung anknüpfen.

Im oben genannten NÖN Artikel, erklärte die Stadtamtsdirektorin die Kommunikationswege. Mir persönlich fehlte social media -> meiner Einschätzung nach kann in diesem Fall dieser Umstand ein wenig – die Betonung liegt auf ein wenig – vernachlässigt werden, weil:

  • Der Link sich relativ schnell auf den Plattformen verbreitete
  • Eine Gesundheitswarnung alle Bürger unmittelbar erreichen soll
  • Ältere Personen nicht ständig online sind
  • Gesundheitswarnungen auf ALLEN KANÄLGEN SOFORT erfolgen soll
    • Flugzettel
    • Plakatständer
    • Durchsagen
    • Rundfunkdurchsagen
    • Amtstafelaushänge
    • Verständigungen aller Hausverwaltungen
    • social medias

Social Media sollte jedenfalls in den Alarm- und Verständigungsplänen vorhanden sein.

Auf den letzten Punkt möchte ich hier noch ein wenig genauer eingehen. Während die Stadt der Meinung ist alles Mögliche versucht zu haben, sah die Onlinecommunity dies ein wenig anders. Hier eine Galerie mit einigen Screenshots von der FB Site zu Hause in Stockerau.

In den Onlineportalen schaukelte sich die Stimmung von Posting zu Posting auf. Aufgrund einiger Gespräche mit „betroffenen“ Bürgern – ich selbst war / bin einer – musste ich feststellen das auch in der offline Welt die Leute sich nicht ausreichend informiert fühlten. Nach einigen Angaben auf diversen Internetplattformen waren einige Trinkbrunnen nicht gekennzeichnet.

Eine Woche nach der ersten Meldung wurden die Leserinnen und Leser der Homepage der Stadtgemeinde aufgefordert die Berichterstattungen in den lokalen Medien zu verfolgen. Sollten die Bürger auf ein Extrablatt einer regionalen Zeitung warten?!?!

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt …

Das die Hochwassersituation eine besondere Herausforderung für Entscheidungsträger, Katastrophenmanager und politische Verantwortliche darstellt ist nachvollziehbar. Derartige, aber auch andere, Situationen sind Fälle für Experten. Die Bürger haben das Recht auf eine Krisensichere (politische) Führung – das Funktionieren der Regierung hat Priorität. Der Umgang mit unerwarteten Situationen sollte für Verantwortliche zum Tagesgeschäft gehören – das unerwartete managen.

Was passierte nun tatsächlich?

In welcher Art und Weise das Trinkwasser in Stockerau verunreinigte war, stand zum Zeitpunkt des Postings noch nicht offiziell fest. Nach Angaben der Homepage der Stadtgemeinde wird das Wasser weiterhin – nach Empfehlung der Lebensmittelbehörde – chloriert. Mein subjektiver Eindruck, mehr als zuvor wenn man den Geruch Glauben schenken darf.

Es haben sich offensichtlich zwei Lager gebildet. Die nichtinformierten und jene die alles Mögliche versucht haben. Der Erfahrung nach hält jeder seine Meinung für die richtige. Die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte liegen. Eine offensive Kommunikation mit der Bevölkerung hat nicht stattgefunden, dadurch sind Unsicherheiten in der Bevölkerung entstanden und die Gerüchteküche half ebenfalls mit.

trinkwasser entwarnung 01trinkwasser entwarnung 02 trinkwasser entwarnung 03trinkwasser entwarnung 04 Reaktionen auf die Entwarnung auf der FB Site von zu Hause in Stockerau

Sicherlich habe ich aufgrund meiner Ausbildung und meinem Krisenmanagementbackground eine andere Erwartungshaltung, jedoch sollten meiner Meinung nach klare Kommunikationsrichtlinien in den Krisenvorsorgeplänen der verantwortlichen Organisationen bereitgehalten, geprüft, trainiert und umgesetzt werden.

Wie geht es weiter …

Tja, das werden wir in den nächsten Tagen wissen. Eine Frage wird sicherlich sein wie und ob die Trinkwasseranalysen kommuniziert werden und welche Lehren aus dem Vorfall gezogen werden. Die Aufhebung wurde kommuniziert, jedoch sorgt die Empfehlung der Lebensmittelbehörde noch für ein wenig Verwirrung.

Ich werde euch, liebe Leser, auf meinen Kanälen auf dem Laufenden halten.

have a nice day & thanks for your attention

mike

einige Linx zum Thema …

 

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Keine Antworten

  1. Clemens sagt:

    Super Beitrag!

    • derMeier sagt:

      Hallo Clemens,

      danke für deine Rückmeldung.

      Ich hoffe das socialmedia „irgendwann“ mal akzeptiert und nicht immer nur als böse abgestempelt wird 🙂

      liebe Grüße
      Mike

  1. 13. Oktober 2013

    […] selbst miterleben. Das erste habe ich hier im Blog schon behandelt. Es handelt sich um die Verunreinigung des Trinkwassers in Stockerau. Hier fehlte meiner Meinung der Kommunikationskanal Internet / socialmedia. Am Ende war alles nicht […]

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